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Landschaft mit Mehrwert


Der Naturschutzverein Flawil und Umgebung will Landschaft mit Mehrwert

Dass unsere Gemeindebehörde, dem das im Jahre 2001 gefassten Strategieziel der "Sicherstellung der finanziellen Eigenständigkeit", umsetzen will, ist die eine Sache. 

Doch wie weit soll sie damit schliesslich in aller Konsequenz dieses Ziel des Sparens und sprich Verkaufens durchziehen?

 

 

Im Vordergrund die erste von drei unter Schutz gestellten Zonen welche auf dem Gelände der "Tüfi" ausgeschieden sind. Die gesamte Liegenschaft "Tüfi" stellt jetzt schon in ihrer heutigen Form eine reich strukturierte Umgebung dar.

Ein Vernetzungsprojekt ist in Planung

Die Gemeinde Flawil beteiligt sich seit Mai 2003 zusammen mit anderen 10 Gemeinden am Projekt "Wertvolle Landschaften vernetzen" der Interkantonalen Regionalplanungsgruppe Wil (IRPG).

Bei diesem Projekt ist vorgesehen, dass zum Beispiel die Naturreservate Girenmoos und Botsberger-Riet mit einem Korridor verbunden werden. Somit besteht für Flawil selbst ein konkretes realisierbares Projekt in Form dieses Vernetzungs-Korridors.

Ziel ist es, die Schwächen der heute bestehenden ökologischen Ausgleichsflächen mit Vernetzungen zu beheben.


Das Planungsamt informiert zu diesem Thema wie folgt:

Ökologischer Ausgleich

Seit 1992 werden im Kanton St.Gallen die Landwirte für ökologische Anstrengungen entschädigt. Die entsprechenden finanziellen Aufwendungen von Bund und Kanton im Rahmen von landwirtschaftlichen Direktzahlungen und von Beiträgen nach dem Gesetz über die Abgeltung von ökologischen Leistungen (GAöL) sind beträchtlich. In diversen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde jedoch nachgewiesen, dass die durch diese Mittel geförderten Leistungen oft nicht die gewünschte Wirkung erzielen, da die Ausgleichsflächen häufig nach betriebswirtschaftlichen und weniger nach ökologischen Kriterien ausgeschieden werden.


Wirkung verstärken 

Sowohl die Lage als auch die Ausgestaltung und Pflege von ökologischen Ausgleichsflächen entscheiden darüber, ob und wie viel diese zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen. Ganz allgemein sollten Ausgleichsflächen zur der Vernetzung, der durch Siedlungsräume, Landwirtschaft und Verkehrswege intensiv beanspruchten Landschaft, dienen.


Dabei ist es ausschlaggebend, dass bestehende wertvolle, aber räumlich von einander isolierte naturnahe Flächen miteinander zu einem Lebensraumverbund verknüpft werden, in welchem der Austausch von Populationen schützenswerter Tiere und Pflanzen stattfinden kann. Mit der neuen Öko-Qualitätsverordnung des Bundes wurden die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, um mit Bonusbeiträgen zusätzliche Anreize für die gezielte Erhaltung und ökologische Aufwertung von vorrangig zu fördernden Räumen abzugelten.


In der Schutzverordnung der Gemeinde Flawil ist dieser Trockenstandort (Nummer 65) als wertvoll inventarisiert.

Im Inventarblatt vom Juni 1985 ist dieses Objekt wie folgt beschrieben:

In einem Spickel zwischen Waldrand und Feldweg befindet sich ein kleines aber prächtiges Stück Trockenwiese. Sie dürfte ausserhalb der Fläche im Girenmoos die typische Artenzusammensetzung aufweisen.

Jetzt Nägel mit Köpfen machen!

Es resultiert ein klarer Widerspruch aus dem geplanten Verkauf der Liegenschaft "Tüfi" zum Vernetzungsprojekt. 

Die "Tüfi" liegt zwischen dem Naturschutzreservat Girenmoos und Lebensraum Botsberger-Riet.

Die Grundstücke der Liegenschaft "Tüfi" sind daher ideale Objekte, welche sich für die Vernetzung von Lebensräumen eignen würden.

Mit dem Verkauf wird eine Chance verpasst, um Nägel mit Köpfen zu machen!

Dem laufenden Projekt der IRPG würde es helfen, dass Naturschutz explizit in unserer Gemeinde nicht zur Farce wird.

Die dritte Schutzzone innerhalb der Liegenschaft "Tüfi" zeigt eindrücklich, dass es sich hier um eine Landschaft mit Mehrwert handelt.

Dies zu erhalten oder gar mit einem Vernetzungsprojekt auszubauen muss angestrebt werden.

Die Gemeinde Flawil als Besitzerin der Liegenschaft hat es in der Hand. Und wir Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Flawil können, mit einem klaren Nein zum Verkauf, Nägel mit Köpfen machen! 

Keine Auflagen an den Käufer!

Nach heutigem Informationsstand sind weder ökologischer Ausgleich noch sonstige Auflagen in die Verkaufsverhandlung miteinbezogen worden, welche das geplante Vernetzungs-Projekt direkt unterstützen würden. So gesehen hat "Intakte Landschaft mit Mehrwert" gegen "intakter Finanzhaushalt mit Minderwert" in dieser Form wenige Chancen!


Die Ansprüche für das Vernetzungsprojekt sind hoch!

Wenn die Liegenschaft "Tüfi" im Besitz der Gemeinde bleibt, ist eine erste Hürde des Vernetzungsprojekts bereits genommen. Für die Anerkennung als Vernetzungsprojekt muss nämlich eine landschaftlich, geographisch oder ökologisch begründbare Einheit mit einer Mindestfläche von 50 Hecktaren vorhanden sein. Die "Tüfi" umfasst 17 Hecktaren, welche sehr gut in das Vernetzungsprojekt eingebunden werden könnten.


Düngen fast nicht mehr möglich.

Dass auf Flächen, die in einem solchen Vernetzungsprojekt eingebunden sind, Düngen fast nicht mehr möglich ist, versteht sich von selbst. Und hier sind alle Landwirte gefordert. Seien es die Flawiler Bauer oder die Auswärtigen. Öko-Qualitätsverbesserung heisst Farbe bekennen und zwar jetzt!


Boden behalten, Haus und Scheune verkaufen!

Der Boden der Liegenschaft "Tüfi" soll einem Landwirt verpachtet werden, welcher in der Lage ist, die strengen Auflagen eines Vernetzungsprojektes zu erfüllen. Die Gemeinde Flawil, und nur sie ist in der Lage dazu, soll einen zukünftigen Pächter dazu verpflichten, diese Auflagen einzuhalten.

Der Vorstand des Naturschutzvereins Flawil und Umgebung bittet Sie gegen einen Verkauf der Liegenschaft "Tüfi" zu stimmen. Zeigen wir, dass wir Flawilerinnen und Flawiler ein Herz für die Natur haben, welche uns auch etwas kosten darf.


Packen wir die Chance einer besseren Zukunft für die Natur!

Silja Marano

Präsident Naturschutzverein Flawil

Enzenbühlstrasse 107, 9230 Flawil, 071/ 393 48 63