Die Bauarbeiten der neuen Staumauer sind nun erfolgreich beendet worden. Das Turbinensummen ist kaum zu hören, weit und breit Ruhe.
Das einzigartige Naturschutzreservat gehört wieder den Tieren und Pflanzen. Auch der Biber ist aus seinem "Asyl" zurückgekehrt. Vor den Sanierungsarbeiten an der alten Staumauer wohnte er dort in nächster Nähe der alten Mauer.
Baulärm, die Absenkung des Wasserspiegels und die dauernde Anwesenheit des Menschen zwangen den Biber für über 3 Jahre flussaufwärts ein neues Zuhause
zu beziehen. Nicht auf Dauer, wie sich Heute herausstellt.
Denn kaum waren die Bauarbeiter abgezogen und die Mauer in Betrieb genommen worden kam er zurück. Jetzt lebt er (oder sind es mehrere Biber?) wieder dort wo es ihm am Besten gefällt.
Schön, dass es das Biberland noch gibt!
Bericht und Fotos:
Markus Graber. Lokaler Biberschützer des WWF St. Gallen und NV Flawil und Umgebung.
Fällplatz des Bibers
Aktiv benutzer Ein-
Ausstieg des Bibers
von Markus Graber
Bei schönstem Herbstwetter durfte der Vorstand samt Stiftungsrat seine Jahresreise durchführen. Wir „genehmigten“ uns die Staumauer Buchholz am Eberleweiher. Herr Alex Arter, Präsident der Glattstrom Buchholz AG konnte uns viel Wissen in kürzester Zeit kompetent erklären und auf dem Gelände anschaulich aufzeigen.
Besonderes Augenmerk, wen wundert es bei einem NV Vorstand, galt uns die Fischtreppe. Ein Hightech Produkt ist da im Entstehen. Künstlich beleuchtet und vollautomatisch werden mit einem Schleusensystem die Fische vom oberen Biotop (Kohlweiher) ins darunter liegende Biotop (Eisenhammer) wechseln können. In beiden Richtungen versteht sich.
Wir danken an dieser Stelle Herrn Arter herzlich für die Führung und wünschen ihm und seiner Firma viel Erfolg und Durchhaltevermögen in weiteren Projekten der nachhaltigen Energiegewinnung.
Vorstand und Stiftungsrat
Erklärungen von Alex Arter
Alte und neue Mauer vereint
Hochwasserüberfall mit Treppengerinne
Die Fischschleuse
Gesamtansicht
Das alte Streichwehr
Unter dem Wasserspiegel
Das alte Streichwehr
Auszug Projektbeschrieb Entegra AG
Die Wasserkraft der Glatt am Eberleweiher auf der Gemeindegrenze Gossau / Flawil soll nach über 90 Jahren Dornröschenschlaf wieder genutzt werden.
Die Glattstrom Buchholz AG, hinter welcher initiative Kleinwasserkraft- Untenehmen aus der Region stehen, will mit dem Projekt Buchholz die folgenden Ziele erreichen:
An diesem Kraftwerksprojekt sollen weitere Investoren und Persönlichkeiten mit zukunftsorientierter Anlagepolitik beteiligt werden. Mit der Vergrösserung des Aktionariats der Glattstrom Buchholz AG soll der Besitz des Kraftwerks in der Bevölkerung breit abgestützt werden, um seine Wirkung als Vorzeigeprojekt für die Integration von Wasserkraftnutzung und Gewässerökologie zu vergrössern.
Der Fischaufstieg am Kraftwerk wird in Form einer Fischschleuse ausgeführt. Die Fischschleuse wird direkt in die Vorbetonierung der Staumauer integriert und wird dadurch relativ kostengünstig.
Die Fischschleuse besteht aus einem lang gezogenen Becken, welches periodisch gefüllt und entleert wird und dadurch einen intermittierenden Aufstieg der aquatischen Lebewesen ermöglicht. Damit die aufstiegswilligen Fische beim Befüllen der Schleuse nicht verletzt werden (grosse Turbulenz), wird die Schleuse als steiles Raugerinne aus Bollensteinen ausgeführt, welches bereits einen Teil der Energie des einfliessenden Wassers vernichtet.
Die Auslegung des Gerinnes mit leicht einbetonierten Bollensteinen und einer Geröllsohle in den Becken soll auch den Wirbellosen, die das Lückensystem einer naturnahen Sohle (mit Nahrungsdargebot) als Wanderweg nutzen, ein Auf- und Absteigen (durch Drift) durch die Schleuse ermöglichen.
im Schnitt dargestellt
Die Fische werden durch die so genannte Lockströmung zur Fischschleuse und durch diese hindurch geführt. Die Fischschleuse selbst ist von aussen nicht sichtbar. Im Halbstundentakt wird die Fischschleuse gefüllt und die aufsteigwilligen Fische können oben in den Eberleweiher ausschwimmen.
Von Markus Graber und Ernst Zuberbühler
Die Arbeitsgruppe „Stauanlage Buchholz“ nahm für Sie Einsicht in die projektierte Kraftwerkanlage am Eberleweiher (auch bezeichnet als Cholweiher).
Auf Anfrage des Naturschutzvereins Flawil erklärte uns Herr Peter Eichenberger (Projektleiter der ausführenden Firma Entec) die Funktionsweise der geplanten Anlage.
Cholweiher
im Jahr 1959
Cholweiher Blick Nordost am 30. April 2003
Cholweiher Blick Nord-west am 30. April 2003
Staumauer Buchholz
im April 2003
Für die Reaktivierung der alten Stauanlage Buchholz haben sich die Planer ein Flusskraftwerk ausgedacht, das mit der vorhandenen Durchflusskraft der Glatt Strom produzieren kann.
Zu diesem Zweck wird der alten Staumauer eine neue Mauer vorgesetzt. Direkt in diese Staumauer ist die Turbine eingebaut. Die Wasserkraft wird durch die natürliche Fallhöhe (zirka 12 Meter) erzeugt. Im Sockel der neuen Staumauer ist die Turbine eingebaut. Unmittelbar nach der neuen Mauer verlässt das Wasser wieder die Anlage und kann in seinem angestammten Flussbett weiter fliessen.
Ein Lochblech vor dem Ansaugrohr verhindert, dass grössere Lebewesen in die Turbine geraten. Kleinere Lebewesen (bis 25 mm) überleben die „Reise“ durch die Turbine. Da keine Druckleitung vorhanden ist, können Kleinlebewesen auch nicht durch einen hohen Wasserdruck getötet werden.
Der Naturschutzverein Flawil begrüsst grundsätzlich alle Arten von naturfreundlicher Energieherstellung. Das geplante (durch uns unfachmännisch bezeichnete) „Durchflusskraftwerk“ erscheint uns dabei als besonders umweltverträglich.
Eine so genannte Ausleitung des Wassers ist nicht nötig. Gerade die Problematik der Restwassermenge fällt bei dieser Art Kraftwerk weg. Auch der Bau eines Kanals oder einer Druckleitung ist nicht
nötig. Der Eingriff in die bestehende Natur wird somit reduziert.
Die alte Staumauer muss nicht wie gefordert teilweise abgetragen werden. Gerade die Absenkung der dahinter liegenden Auenlandschaft wäre nicht unproblematisch gewesen.
Eine bedeutende Aufwertung der Glatt wird mit dem Einbau einer so genannten Fischschleuse vorgenommen. Diese Fischschleuse ist ebenfalls in die neue Staumauer integriert. Der Naturschutzverein
Flawil meint, dass die Fischschleuse eine echte Aufwertung gegenüber dem heutigen Zustand bedeuten kann. Für die Fische galt die alte Staumauer über 120 Jahre lang als unüberwindbares Hindernis.
Dies würde sich mit der Fischschleuse in der neuen Staumauer ändern.
Nicht zu verhehlen ist die Tatsache, dass in einem Naturschutzgebiet 1 Jahr lang gebaut wird. Ein möglichst schonungsvoller Baubetrieb für dieses Gebiet muss angestrebt werden. Der Baubeginn ist
auf Oktober 2003 vorgesehen. Die Anlage selbst sollte Ende Oktober 2004 in Betrieb gehen. Ein kleiner Teil Wald rechts neben der alten Stauanlage muss für den Bau der neuen Mauer gerodet werden.
Ein Ersatz für die Rodung ist vorgesehen, es wird also wieder aufgeforstet.
Die heute idyllisch anmutende und verwachsene alte Staumauer ist jetzt kaum sicht- und spürbar. Für längere Zeit werden die Spuren des menschlichen Eingriffs wieder zu sehen sein. Eine Wertung, die nur emotional begründet werden kann. Es ist zu hoffen, dass auch diese Spuren im Laufe der Zeit durch dichtes Grün verdeckt werden.
Der Naturschutzverein Flawil und Umgebung setzt sich für die lokale Tier- und Pflanzenwelt ein. Wir schaffen naturnahe Lebensräume bei öffentlichen Gebäuden und pflegen die Naherholungsgebiete Girenmoos und Botsbergerriet. Mit Anlässen und Exkursionen bringen wir den Interessierten die Zusammenhänge der Natur näher. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns bei der Umsetzung dieser Vorgaben und bei der Verwirklichung spezieller Projekte.
Naturschutzverein Flawil und Umgebung | Ursula Jaggi | E-Mail: info@nvflawil.ch
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